Einleitung
Im Herbst 2019 fand in Chemnitz das „NSU Tribunal“ statt, bei dem wir die „Kontinuität rechten Terrors in Sachsen“ aufzeigten. Die Ergebnisse sind hier zu sehen: „Stationen“ und Zitate der Erzählungen und Berichte, die Betroffene geteilt haben und Zeichnungen, die die Erzählungen per Graphic Recording festhielten.
Was verstehen wir unter rechtem Terror?
Rechter Alltagsterror findet meist in jenen Regionen statt in denen sich rechte Strukturen so stark entwickeln können, dass sie den Alltag dominieren. Das ist für viele und insbesondere nicht-weiße Menschen einschüchternd, bedrohlich und gefährlich. Rechter Alltagsterror meint: Eine unübersehbare Präsenz auf der Straße, in der Kneipe, im Jugendclub – permanente Einschüchterungen auf dem Weg nach Hause, in die Schule, auf Arbeit, in den Supermarkt – wiederholt Angriffe auf Einzelne und Überfälle auf Gruppen und ihre Treffs. Rechter Alltagsterror gedeiht in einer oft hilflosen Stadtgesellschaft sowie durch eine Politik, Verwaltung, Justiz und Polizei, die die tatsächliche Situation und Gefahr ignoriert und nicht selten verharmlost. Ohnmacht, Angst, Vertrauensverlust in staatliche Institutionen bei den Betroffenen sind die Folge.
Nicht allein auf die unmittelbar Betroffenen wirkt sich das aus, sondern ebenso auf die gesamte Gruppe. Das ist das Ziel von Terror: die Verbreitung von Angst und Schrecken und damit die Verunsicherung gesellschaftlicher Gruppen um die eigene politische Ideologie durchzusetzen. Deshalb sprechen wir von rechtem Terror.
Die gewählten Orte und Erzählungen sind Ausschnitte eines Rückblickes auf 40 Jahre sächsische Realität, in der sich rechter Terror in steter Kontinuität und in erschreckender Weise wiederholt.