"Lauter Hass, leiser Rückzug" - Neue Studie zu Hass im Netz erschienen
In dieser Woche wurde die Studie "Lauter Hass, leiser Rückzug - Wie Hass im Netz den demokratischen Diskurs bedroht" veröffentlicht. Sie ist die seit 2019 umfangreichste Erhebung zu Wahrnehmung, Betroffenheit und Folgen von Hass im Netz in Deutschland.
Um aussagekräftige empirische Daten zu gewinnen, wurden mehr als 3000 Internetnutzer*innen in Deutschland ab 16 Jahren befragt. Die Ergebnisse alarmieren und decken sich mit denen früherer Erhebungen.
So gaben 89% der Befragten an, dass Hass im Netz in den letzten Jahren zugenommen habe, 45% waren schon persönlich mit Hassbotschaften konfrontiert und 15% von direkten Angriffen betroffen.
Besonders häufig werden nach eigenen Angaben Personen mit sichtbarem Migrationshintergrund (30%), junge Frauen (30%) und Menschen mit homosexueller (28%) oder bisexueller Orientierung (36%) angefeindet. Die Angriffe beziehen sich zumeist auf die politischen Ansichten (41%) oder das Aussehen (37%) der Betroffenen. Fast die Hälfte von ihnen wurde online schon einmal beleidigt, einem Viertel wurde körperliche Gewalt angedroht.
Die direkten Folgen der Angriffe für Betroffene äußerten sich u.a. in sozialem Rückzug (41%), psychischen Beschwerden (35%) und Problemen mit dem eigene Selbstbild (35%). Auf einer allgemeineren Ebenene zeigt sich darüber hinaus, dass Hass im Netz einen direkten negativen Einfluss auf die Vielfalt demokratischer Diskurse im Internet hat. So gaben mehr als die Hälfte aller Befragten an, sich aus Angst vor Anfeindungen seltener zur eigenen politischen Meinung (57 %) zu bekennen, sich seltener an Diskussionen zu beteiligen (55 %) und eigene Beiträge bewusst vorsichtiger zu formulieren (53 %). Demgegenüber sehen 88% der Befraten eine Notwendigkeit, Polizei und Justiz in Bezug auf Hass im Internet stärker zu sensibilisieren und befürworten eine konsequente Durchsetzung bestehender Gresetze im Internet (87%).
Das "Kompetenznetzwerk gegen Hass im Netz", welches die Studie initiierte, hat anhand der Ergebnisse folgende Forderungen an die Politik formuliert:
Die Schaffung eines bundesweiten Netzwerks spezialisierter Beratungsstellen sowie geschulte und sensibilisierte Strafverfolgungsbehörden, die Betroffene ernst nehmen.
Die finanzielle Beteiligung von Social-Media-Plattformen an den Kosten für gesellschaftliche Schäden, die durch Hass-begünstigende Geschäftsmodelle verursacht und verstärkt werden.
Die Aufwendung finanzieller Mittel in mindestens gleichweritger Höhe des Digitalpaktes (6,5 Milliarden €) für eine nationale Bildungsoffensive Medienkompetenz.
Download der Studie als PDF-Dokument unter: https://kompetenznetzwerk-hass-im-netz.de/download_lauterhass.php
Weitere Infos zur Studie unter: https://kompetenznetzwerk-hass-im-netz.de/lauter-hass-leiser-rueckzug
Infos zum „Kompetenznetzwerk gegen Hass im Netz“ unter: https://kompetenznetzwerk-hass-im-netz.de/