Helpline Sachsen hilft bei häuslicher Gewalt
Der 25. November ist der internationale Tag gegen patriarchale Gewalt. Auch an die Helpline Sachsen wenden sich immer mehr Menschen, die von häuslicher Gewalt betroffen sind. ...
Häusliche Gewalt betrifft viele und ist häufig ein Grund, warum Menschen bei der Helpline Sachsen anrufen. Leider ist häusliche Gewalt zu häufig Alltag, der erschreckend oft tödlich endet. Im vergangenen Jahr wurden 256.276 Fälle von häuslicher Gewalt durch das Bundeskriminalamt festgestellt [1], wobei die Dunkelziffer vermutlich höher ist. Fast jeden Tag wird in Deutschland eine Frau oder ein Mädchen getötet – im Jahr 2023 waren es 360 mit steigender Tendenz [2]. Gewalt fängt aber schon viel früher an und findet nicht nur Zuhause statt, sondern auch sexualisierte Gewalt im öffentlichen Raum ist ein Feld, das insbesondere Frauen betrifft. Bei einer ersten Umfrage in Dresden, haben 70% der weiblichen Betroffenen in einem halben Jahr häufig mehrfach Gewalt erlebt [3].
Auch bei der Helpline Sachsen kommen immer häufiger Anrufe von Hilfesuchenden an, die von häuslicher Gewalt betroffen sind. Wir möchten den Tag gegen patriarchale Gewalt nutzen, um euch einen Anruf darzustellen und aufzuzeigen, wie unsere Freiwilligen reagiert haben. Explizite Beschreibungen werden vermieden, aber wenn du dich mit dem Thema körperliche Gewalt nicht wohl fühlst, empfehlen wir den Fall nicht oder nicht allein zu lesen.
Die Freiwillige erhielt nachts einen Anruf von einer Frau, die von ihrem Ehemann geschlagen wurde. Mit in der Wohnung befand sich ihr zehn Monate altes Baby. Sie wünschte sich, dass sie gemeinsam den Notruf bei der Polizei absetzen aufgrund einer vorhandenen Sprachbarriere. Hierbei konnte die Freiwillige unterstützen und rief für die Betroffene bei der 110 an.
Kurze Zeit später traf die Polizei vor Ort ein. Der Ehemann öffnete die Tür und die Freiwillige sprachmittelte erneut das Gespräch zwischen Polizei und Betroffener und dem Ehemann. Dieser wurde daraufhin mit auf die Wache genommen. Ihm wurden die Wohnungs- und Haustürschlüssel abgenommen und er erhielt ein Annäherungsverbot für die nächsten zwei Wochen. Außerdem vereinbarte die Polizei mit Hilfe der Unterstützung der Helpline einen Termin mit der Frau für den nächsten Tag, zu der auch eine professionelle Dolmetschung bestellt wurde. Die Freiwillige sprach danach noch weiter mit der Betroffenen, um sie zu beruhigen und weitere Bedarfe zu ermitteln. So äußerte sie den Wunsch, Schutz in einem Frauenschutzhaus sowie beratende Unterstützung zu erhalten. Auch am nächsten Tag konnte der Frau dank einem entlastenden Gespräch geholfen werden, da der Täter an der Haustür stand und hereinwollte, sich dann aber wieder entfernte. Da die Polizei wenig später mit der Betroffenen den Termin zur Vernehmung in der Wohnung hatte, wartete die Betroffene zunächst dieses Gespräch ab. In diesem wurde die Notwendigkeit der vorübergehenden Unterbringung der Frau und ihres Kindes in einem Frauenschutzhaus erkannt und entsprechende Schritte zum Umzug der Betroffenen mit ihr besprochen.
Die Freiwilligen der Helpline Sachsen gehen immer so gut wie möglich auf die Anliegen der Betroffenen ein, stehen auf ihrer Seite und unterstützen beim Kontakt mit der Polizei oder Rettung. Auch wer häusliche Gewalt im Umfeld oder in der Nachbarschaft miterlebt oder beobachtet und Rat sucht, kann sich an die Helpline Sachsen wenden.
Auch das Hilfetelefon des Bundesamt für Familie und zivilgesellschaftliche Aufgaben ist täglich 24 Stunden kostenlos erreichbar: 08000 116 016. Das Angebot ist auf 18 verschiedenen Sprachen bundesweit verfügbar.
[1] www.bmi.bund.de/SharedDocs/schwerpunkte/DE/gewalt-gegen-frauen/gewalt-gegen-frauen-artikel
[2] www.saechsische.de/politik/deutlicher-anstieg-von-frauenfeindlichen-straftaten-im-jahr-2023-UHKGKA7DNRAZTHWVKXXLK75P4Y.html
[3] www.dresden.de/de/rathaus/aktuelles/pressemitteilungen/2024/11/pm_059.php