Veranstaltungen zum Internationalen Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus
Am 27. Januar 1945 befreite die Rote Armee das Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz. Der Tag ist international dem Gedenken der Opfer des Nationalsozialismus gewidmet. 2025 jährt er sich zum 80. Mal.
In diesem Beitrag erinnern wir an das Leben von Ilse Frischmann, einer Überlebendenden des Vernichtungslagers Auschwitz. Darüber hinaus findet ihr eine Übersicht für Gedenkveranstaltungen in Dresden und Ostsachsen.
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Inhalt
Ilse Frischmann
Auf dem Foto zu sehen ist Ilse Frischmann, Tochter von Elsa und Georg Frischmann. Ilse wurde am 27.9.1922 geboren, lebte in Dresden und war leidenschaftliche Bergsteigerin. Als Jüdin war sie den nationalsozialistischen Repressionen ausgesetzt. 1936 musste sie die Volksschule vorzeitig - ein halbes Jahr vor ihrem Schulabschluss - verlassen. Im Ersatzschuldienst der Synagoge konnte Ilse weiter lernen. Eine Lehre als Modistin begann sie 1937 bei “Simson & Stern”, einer jüdischen Firma. 1938 fiel das Unternehmen der Zwangsenteignung der Nazis zum Opfer, die Anstellung von Jüdinnen*Juden war fortan verboten.
Das Bergsteigen in der Sächsischen Schweiz begeisterte Ilse. Sie fuhr die etwa 40 Kilometer von Dresden aus mitunter allein mit dem Fahrrad und bestieg Berge auch ohne Seilpartner*innen. Eine Mitgliedschaft in einem Kletterclub war aufgrund der nationalsozialistischen Gesetzgebung für Ilse unmöglich. Trotzdem fand sie solidarische Bergfreund*innen, mit deren Unterstützung sie weiter ihrer Leidenschaft nachgehen konnte: Ihre Unterstürtzer*innen organisierten geheime Touren und versorgten Ilse mit Ausrüstung und Fahrkarten. Der Zwang zum Tragen eines “gelben Sterns” ab 1941 und die benötigte Genehmigung, um den Wohnort zu verlassen, machten das Bergsteigen für Ilse fast unmöglich.
Nach mehreren Zwangsumzügen ab 1939 in verschiedene “Judenhäuser” wurde Ilse 1944 in Haft genommen. Wenig später folgte für Ilse und ihren Vater Georg im September 1944 die Deportation in das Kozentrationslager Auschwitz-Birkenau.
Aufgrund einer schweren Typhuserkrankung wurde Ilse bei der Räumung des Lagers nicht auf einen der Todesmärsche geschickt. Am 27. Januar 1945 wurde sie und die übriggebliebenen Insass*innen von der Roten Armee befreit. Ilse Frischmann und ihre Mutter Elsa Frischmann überlebten die Shoah - weitere 27 Angehörige ihrer Familie wurden ermordet.
Am 5.9.2009 starb Ilse Frischmann in Dresden.
Die Befreiung und ihre Bedeutung
Von den ca. 1,3 Millionen vor allem jüdischen Häftlingen, die in der Zeit von 1940 bis 1945 in das Lager Auschwitz deportiert wurden, erlebten lediglich 7.000 die Befreiung am 27. Januar 1945. Bis zu jenem Tag hatten die Nationalsozialist*innen 900.000 Menschen in den Gaskammern ermordet. Hunderttausend weitere erlagen den katastrophalen Bedingungen im Lager und gingen an Zwangsarbeit, Unterernährung und Krankheiten zu Grunde. Die Zeichen des Massenmordes waren für die Befreier*innen nicht zu übersehen: Die ausgemergelten Körper der Überlebenden, Millionen zurückgelassener Kleidungsstücke sowie Tonnen menschlichen Haares zeugten unmissverständlich vom Zivilisationsbruch, der sich ereignet hatte.
Trotz des hohen Symbolwerts, den Auschwitz als Sinnbild für die Vernichtungskraft menschenverachtender Ideologie und Propaganda besaß, dauerte es mehr als 50 Jahre, bis der 27. Januar durch Bundespräsident Roman Herzog zum „Gedenktag an die Opfer des Nationalsozialismus“ erklärt wurde. In seiner Rede am 19. Januar 1996 mahnte Herzog daher auch zu Recht, dass der Gedenktag nicht als Pflichtübung oder Alibiveranstaltung verstanden werden dürfe. Vielmehr solle er den Bürger*innen als Anlass dienen, zumindest einmal im Jahr „über das damals Geschehene“ nachzudenken und die notwendigen Folgerungen daraus zu ziehen. Dies gilt insbesondere am 80. Jahrestag der Befreiung von Auschwitz - zu einer Zeit, in der die Geschichte verblasst, aber jüdisches Leben verstärkt Bedrohungen ausgesetzt ist, wie der Angriff der Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023 und die Folgen für Jüdinnen*Juden weltweit schmerzlich gezeigt haben.
Veranstaltungsübersicht
Online:
Übertragung der Obermayer-Awards 2025
Mit den Obermayer Awards werden Menschen und Organisationen in Deutschland geehrt, die sich kreativ und selbstlos dafür eingesetzt haben, das Bewusstsein für die jüdische Geschichte und Kultur in ihren Gemeinden zu schärfen und der Zunahme von Hass, Vorurteilen und Antisemitismus etwas entgegenzusetzen
Unter den diesjährigen Preisträger:innen befinden sich auch unsere Bündnispartner:innen vom Augen auf e.V. Oberlausitz!
27. Januar, 18:30 Uhr
Livestream aus dem Roten Rathaus Berlin in deutscher und englischer Sprache
Dresden:
Namenslesung zum Internationalen Tag des Gedenkens an die Opfer des Holocaust
27. Januar, 12 Uhr, Kreuzkirche
Lesung des Gedenkbuchs für die ermordeten Dresdner Jüdinnen und Juden
27. Januar, ab 16 Uhr, Projekttheater
Ausstellungseröffnung »Gegen das Vergessen«
27. Januar, 16 Uhr, Neumarkt
We Remember – Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus in Löbtau
27. Januar, 16 Uhr, Kesselsdorfer Straße 17 (Ecke Poststraße)
anschließend, ab 16:30 Uhr gemeinsame Anreise zur Gedenkkundgebung am Bahnhof Neustadt
Kundgebung zum Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus
27. Januar, 17 Uhr, Bahnhof Neustadt
Feierstunde der Landeshauptstadt Dresden zum Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus
27. Januar, 18 Uhr, Gedenkstätte Münchner Platz
im Anschluss ab 19 Uhr: Auf dem Weg zum Gedenk- und Begegnungsort Alter Leipziger Bahnhof
27. Januar, 19 Uhr, Kreuzkirche
Kundgebung zum Internationalen Tag des Gedenkens an die Opfer der Shoah
27. Januar, 19 Uhr, Stolperstein für Robert Eger am Kulturpalast
Ostsachsen:
Bautzen: Kranzniederlegung zum zentralen Gedenktag am Gedenkstein für die Opfer des Außenlagers KZ Groß Rosen
27. Januar, Neusche Promenade, Eingang Alstom
Görlitz: Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus
27. Januar, 15 Uhr, Mahnmal auf dem Wilhelmsplatz
Görlitz: Eröffnung der Ausstellung „Wir leben“
27. Januar, 17 Uhr, Kulturforum Görlitzer Synagoge
27. Januar, 18:30 Uhr, Filmpalast Görlitz
Großschweidnitz: Vorstellung eines neuen Hefts aus der Reihe „Den Opfern ihren Namen geben“ und anschließendes Gedenken auf dem Anstaltsfriedhof
27. Januar, 17 Uhr, Gedenkstätte Großschweidnitz
Pirna: Gedenkkonzert: "Die Musik nach Hause bringen" zur Erinnerung an die Opfer des Nationalsozialismus
26. Januar, 17 Uhr, Stadtkirche St. Marien
Radeberg: Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus
27. Januar, 11 Uhr, Gedenkstein an der Pulsnitzer Straße
Zittau: Gedenken
27. Januar, 13 Uhr, Denkmal am Klienebergerplatz
Landkreis Meißen
Coswig: Stilles Gedenken
27. Januar, 15 Uhr, Denkmal im Park
Literaturempfehlungen
Das Foto stammt aus dem "Buch der Erinnerung. Juden in Dresden deportiert, ermordet, verschollen 1933 - 1945" vom Archiv Gedenkbuch in der Jüdischen Gemeinde zu Dresden, 1. Auflage von 2006, S. 103. In diesem Jahr erscheint die aktualisierte, bearbeitete und erweiterte Neuausgabe bei Hentrich und Hentrich, die bereits vorbestellt werden kann: https://www.hentrichhentrich.de/buch-buch-der-erinnerung.html
Wenn ihr mehr über Ilse Frischmann und ihre Familie erfahren wollt, schaut beim antifaschistischen Laienchor Pir-Moll vorbei: https://www.pir-moll.de/2022/11/14/erinnerung-an-georg-elsa-und-ilse-frischmann/