Pressemeldung der Beratungsstelle „Support“ des RAA Sachsen e.V. vom 08.08.2024: "Wir sind wütend!"
Betroffene des rassistisch motivierten Angriffes am Schloßteich am Montag dem 5. August sind verärgert über die Darstellung des Vorfalls in der Polizeimeldung, enttäuscht über die geringe Zivilcourage und kritisieren das Handeln der Beamt*innen vor Ort. Sie fühlen sich nach einem rassistischen Angriff im öffentlichen Raum alleine gelassen.
„Es war kein Streit oder eine Auseinandersetzung. Das, was passiert ist, war ein rassistischer Angriff auf unsere Gruppe“, benennt einer der Betroffenen das, was am vergangenen Montagabend am Schloßteich in Chemnitz geschah. Demnach liefen die Geschädigten zu sechst über die Schloßteichinsel und wurden erst von einer Person rassistisch beleidigt, angegangen und bedroht. Dann schlossen sich dem unbekannten Angreifer mehrere weitere Personen an, die zuvor in der Nähe saßen und beteiligten sich an dem rassistischen Übergriff. Zwei Männer aus der Gruppe der Geschädigten wurden dann auch körperlich angegriffen und verletzt. Beide mussten ambulant versorgt werden. Die Betroffenen beschreiben, wie die Angreifer auch nicht vor den Frauen in ihrer Gruppe, eine davon im Rollstuhl, haltmachten.
„Was wir mit Eintreffen der Polizei erlebten, hat uns erschüttert“, beschreibt Fatima Maged den nun folgenden Polizeieinsatz. Diese wirkte hochgradig unkoordiniert, was an den Absprachen der Beamten untereinander sichtbar wurde. „Für uns war nicht erkennbar, dass die Beamten sich um eine umfängliche Beweissicherung bemühen. So wurden neutrale Zeug*innen weggeschickt ohne deren Personalien aufzunehmen, geschweige denn Umstehende im Park gefragt, was diese von dem Vorfall mitbekommen haben“ kritisiert Ahmed Al Ahmed weiter. Ebenso weigerten die Beamt*innen sich, einem der Angreifer einen Platzverweis auszusprechen, sodass dieser sich über die gesamte Zeit der polizeilichen Maßnahme, als auch danach, weiter in der Nähe der Betroffenen aufhielt.
André Löscher, Berater für Betroffene rechter Gewalt bei der Beratungsstelle „Support“ kann den Ärger über den Einsatz nachvollziehen. „Mit dem Ärger geht vor allem die Sorge einher, dass die Aufklärung des Vorfalls nicht vollumfänglich passieren kann, da wichtige Zeug*innen als auch die Beschuldigten später kaum noch auffindbar sein dürften.“ Diese Befürchtung bestärkt laut Löscher auch der Pressebericht der Polizei, in dem von Ermittlungen wegen wechselseitiger gefährlicher Körperverletzung mit vier Beteiligten die Rede ist.
„Gerade beim Verdacht einer rassistischen Straftat müssen Beamt*innen sorgsam und sensibel vorgehen, was nicht heißt, einen Tag nach der Tat ein fertiges Bild präsentieren zu müssen. Es ist nun an der Polizei den Einsatz und die Beweissicherung nachzusprechen, potentielle Zeug*innen zu suchen und die Ermittlungen schnell zu einem Ergebnis zu bringen“ so Löscher abschließend.
Mit Unbehagen reflektierten die Betroffenen die mangelnde Unterstützung durch umstehende Personen. „Uns kam eine junge Frau zu Hilfe, welche dann jedoch auch durch die Täter angefeindet wurde. Zudem haben zwei junge Männer angeboten, bei uns zu bleiben bis die Polizei eintrifft“ so Fatima Maged dazu. Da es jedoch ein schöner Sommertag war, waren viele Personen auf der Schloßteichinsel. Die Betroffenen beschrieben schockiert, wie Wenige eingegriffen hätten. Obwohl die Betroffenen lautstark auf den rassistischen Angriff aufmerksam machten, blieben Viele einfach sitzen.