Opferberatung Support veröffentlicht Statistik rechtsmotivierter Gewalt in Sachsen 2021
189 rechtsmotivierte, rassistische und antisemitische Angriffe zählten die Opferberatungsstellen Support des RAA Sachsen im Jahr 2021 – etwas weniger (-9%) als im Vorjahr (208). Von diesen Angriffen waren mindestens 261 Menschen direkt betroffen. 2021 war wie bereits das Vorjahr geprägt durch die Corona-Pandemie, die sich in zweierlei Hinsicht auf rechte, rassistische und antisemitische Gewalt auswirkte.
189 rechtsmotivierte, rassistische und antisemitische Angriffe zählten die Opferberatungsstellen Support des RAA Sachsen im Jahr 2021 – etwas weniger (-9%) als im Vorjahr (208). Von diesen Angriffen waren mindestens 261 Menschen direkt betroffen.
2021 war wie bereits das Vorjahr geprägt durch die Corona-Pandemie, die sich in zweierlei Hinsicht auf rechte, rassistische und antisemitische Gewalt auswirkte: einerseits bewirkte die Beruhigung des Alltagslebens durch die Maßnahmen zur Eindämmung der Virusverbreitung einen Rückgang der Angriffe, allerdings bringen dieselben Maßnahmen ein neues Phänomen rechtsmotivierter Gewalt hervor.
Zu Gewalttaten im Zusammenhang mit den Corona-Maßnahmen erklärt Andrea Hübler, Fachreferentin Opferberatung Support: „Politische Verantwortungsträger*innen, Mitarbeiter*innen von Test- und Impfzentren oder Zug-, Laden- und Gastronomiepersonal, das auf die Maskenpflicht hinweist, werden als politische Gegner*innen konstruiert und angegriffen. Das passiert auf Basis rechter Verschwörungsideologien, Antisemitismus und Sozialdarwinismus. Auch die Ablehnung demokratischer Prozesse und Institutionen spielt in den Feindbildern eine Rolle. Hinzu kommen Fälle, in denen Rassismus offenbar die Tat zusätzlich eskalierte. Doch so klar ist das Tatmotiv nicht immer auszumachen. In unserer Statistik werten wir Fälle nur, wenn bestimmte Kriterien erfüllt sind. Dabei betrachten wir drei Dimensionen: die Politische Verortung des*der Täter*in, die Umstände der Tat und die Auswahl der Betroffenen.“
Bei den 189 rechtsmotivierten, rassistischen und antisemitischen Angriffen handelte es sich überwiegend um Körperverletzungsdelikte (145), in 37 Fällen um Nötigung oder Bedrohung. Drei Brandstiftungen wurden verübt, darunter ein Brandanschlag auf ein Impfzentrum im Vogtland.
Der Großteil der Angriffe war rassistisch motiviert (88), 53 Angriffe richteten sich gegen politische Gegner*innen. In 26 Fällen richtete sich die Gewalt gegen Nichtrechte und Alternative, in acht Fällen gegen Menschen aufgrund ihrer sexuellen Orientierung/geschlechtlichen Identität, in vier Fällen gegen Menschen mit Behinderung. Drei Angriffe waren antisemitisch motiviert.
Regionale Schwerpunkte sind die Städte Dresden (49), Leipzig (46) und Chemnitz (16). Auch die Landkreise Leipzig und Zwickau sind mit 13 Angriffen erneut Schwerpunktregionen in Sachsen, gefolgt von den Landkreisen Nordsachsen (12), wo sich die Angriffszahlen verdoppelt haben, und Sächsische Schweiz-Osterzgebirge (9). Auch im Erzgebirgskreis hat sich die Angriffszahl mehr als verdoppelt auf 7, ein Fall weniger als im Landkreis Bautzen. Hier blieb die Situation fast unverändert, ebenso wie im Vogtland (6). Genauso viele Fälle wurden für den Landkreis Meißen gezählt, eine Verdreifachung zum Vorjahr. Die wenigsten Angriffe wurden 2021 in den Landkreisen Görlitz (3) und Mittelsachsen (1) registriert.
Robert Kusche, Geschäftsführer des RAA Sachsen e.V.: „Dass rechte, rassistische und antisemitische Gewalttaten 2021 leicht zurückgegangen sind, ist kein Grund zur Entwarnung. Einerseits scheint das an der deutlich einschränkten Mobilität in einem weiteren Corona-Jahr zu liegen. Zum anderen sollte uns die schnelle Radikalisierung der sogenannten Corona-Proteste ebenso eine Warnung sein, wie die in diesem Milieu leicht abrufbaren Verschwörungsideologien und der verbreitete Antisemitismus. Zwei Mordfälle – in Idar-Oberstein und in Königs Wusterhausen – zeigen in schrecklicher Weise, wozu diese führen können.“
Die Fachberatungsstelle Support für Betroffene rechter Gewalt des RAA Sachsen e.V. unterstützt in Sachsen seit 2005 Opfer rechtsmotivierter, rassistischer und antisemitischer Gewalt bei der Bewältigung der Tatfolgen und dokumentiert darüber hinaus diese Angriffe. Im Jahr 2021 haben wir sachsenweit in 257 Beratungsfällen beratend und unterstützend zur Seite gestanden.
Die Zusammenfassung der Statistik ist unter Nennung des Urhebers frei verwendbar und abrufbar unter: www.raa-sachsen.de/statistik
Auf unserer Webseite finden Sie zusätzlich ein Tool, mit dem sie die Angriffszahlen der letzten Jahre einsehen können.
Für Rückfragen wenden Sie sich an:
Andrea Hübler (Fachreferentin Opferberatung Support) oder Robert Kusche (Geschäftsführer RAA Sachsen e.V.)
Mail: andrea.huebler@raa-sachsen.de oder robert.kusche@raa-sachsen.de
Telefon: 0351 500 2567