In Zeiten von Corona: Betroffene von anti-asiatischem Rassismus berichten
Mit Corona nimmt anti-asiatischer Rassismus zu. Das zeigen Fälle in Dresden und Leipzig, Berichte der Autor*innen Nhi Le und Phuong Tran und ein aktueller Erfahrungsbericht aus Leipzig.
Mit Corona nimmt anti-asiatischer Rassismus zu. In Dresden berichtete eine Frau wie sie und ihre Familie in den vergangenen Wochen wegen ihres asiatischen Aussehens mehrfach rassitisch beleidigt wurde. In Leipzig Grünau attackierte am 26. März ein mit Einsatzstiefeln, taktischer Weste und einem Holster mit Schreckschusspistole ausgestatteter Mann drei Jugendliche afghanischer Herkunft mit Reizgaspatronen. Am selben Tag wurde in der Leipziger Südvorstadt ein asiatisches Restaurant mit einem großen Hakenkreuz beschmiert.
Dieser Erfahrungsbericht erreichte uns gestern. Wir haben die Wiedergabe der Beschimpfungen, Unterstellungen und Zuschreibungen im Bericht gekürzt um anti-asiatischen Rassismus nicht zu reproduzieren.
Today (6th April) in Leipzig i was outside with my partner and we were walking by a bus stop Antonien-/Gießerstraße when two german teenagers shouted “its corona time” to us. They also shouted other things related to corona virus. First we tried to move on, but they started following us and would not stop verbally harassing us. My partner finally went up to them and talked to them but they didn’t stop insulting us racist. My partner then asked them if they were german and one girl yelled “Sieg Heil” after mentioning that she is a “stolze deutsche”. She also said that she has a fever and then spat at my partner. Of course the people at the bus stop didn’t help.
Nhi Le berichtet in ihrem Text Ich.bin.kein.Virus in ZeitCampus am 1. April wie „seit Beginn der Epidemie vor zwei Monaten asiatischen und asiatisch-aussehenden Menschen jeden Tag Rassismus entgegenschlägt. So viel, dass sie sich gezwungen sehen, zu betonen, kein Virus zu sein (#IchBinKeinVirus).“ und betont „Das Schlimmste sind für mich die Schuldzuweisungen. Als sei ich persönlich für diese Pandemie und ihre Toten verantwortlich. Als hätte ich mir den Plan zurechtgelegt, aktiv ältere Menschen gefährden zu wollen und das Gesundheitssystem lahmzulegen.“
Phuong Tran beschrieb auf bento bereits Mitte Februar über „die Angst, dass Menschen Dinge in mich hineinprojizieren. Die Angst, als exotisch dargestellt zu werden.“ Auch wenn ihr im Alltag Vorurteile heute seltener begegneten, merkt sie seit Corona: „Sie sind immer noch da – und teilweise noch feindseliger, als ich dachte.“ und konstatiert: „Vielleicht ist es naiv – aber ich dachte wirklich, wir wären schon weiter. Doch anstatt in einer Krisensituation Mitgefühl zu zeigen, Zusammenhalt zu beschwören und Ruhe zu bewahren, lassen sich Menschen von irrationalen Ängsten leiten, grenzen Menschen aufgrund von Hautfarbe und Nationalität aus. Deutschland ist meine Heimat und wird es immer bleiben. Doch in Zeiten wie diesen merke ich, dass sich diese Heimat jederzeit gegen mich wenden kann.“