Chronik

Die Chronik informiert über rechtsmotivierte und rassistische Vorfälle in Sachsen. Genannt werden nicht nur Angriffe, sondern auch Vorfälle, wie Sachbeschädigungen, Schmierereien oder rechte Propagandaaktionen. Die Auflistung erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Die hier veröffentlichten Angriffe fließen auch in die Statistik ein. Nicht alle in die Statistik aufgenommene Angriffe finden sich jedoch in der Chronik wieder: Angriffe die nicht polizeibekannt sind, werden nicht veröffentlicht, ebensowenig Angriffe, die nicht bereits öffentlich sind und die Betroffenen dies nicht wünschen. Die Vorfälle können nach Landkreisen und Zeiträumen gefiltert betrachtet werden.

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Vorfall vom 7. Januar 2010 | Erzgebirgskreis

Schneeberg

Kind rassistisch motiviert geschlagen

In einem Linienbus auf der Fahrt Richtung Aue springt ein 63-Jähriger unvermittelt auf und gibt einem vor ihm sitzenden 6-jährigem Mädchen einen Hieb auf die Schulter. Beherzte Fahrgäste stoppen das Treiben des Mannes. Polizeibeamte, die durch den Busfahrer informiert wurden, nehmen den mutmaßlichen Schläger am Postplatz in Empfang. Körperlich blieb das Mädchen mit afghanischem Hintergrund unverletzt. Vorsorglich wurde ein Notarzt gerufen.

Zeugen, PD Südwestsachsen

Vorfall vom 6. Januar 2010 | Nordsachsen

Delitzsch

Ein 24-jähriger Delitzscher wurde im Internet offentlich denunziert. Er hat eine Anzeige wegen übler Nachrede gestellt.

Betroffener

Vorfall vom 4. Januar 2010 | Nordsachsen

Klingenhain

In der Nacht zum 2. Weihnachtsfeiertag brannte das Haus einer 9-köpfigen Sinti-Familie komplett ab. Es wird nun wegen schwerer Brandstiftung ermittelt.

Betroffener

Vorfall vom 4. Januar 2010 | Nordsachsen

Klingenhain

Im August wurde die Inneneinrichtung eines Hauses einer 9-köpfigen Sinit-Familie bis auf das kleinste Deteil zerstört. Es gab schon vorher massive Bedrohungen und Übergriffe auf Grundstück und Familienmitglieder. Eine Anzeige wegen schwerer Sachbeschädigung wurde erstattet.

Betroffener

Vorfall vom 1. Januar 2010 | Vogtlandkreis

Bergen

Jahresabschlussfeier des NPD-Kreisverbands Vogtland mit dem Parteivorsitzenden Udo Voigt

MOVE. Kontaktstelle gegen Rechts

Vorfall vom 29. Dezember 2009 | Mittelsachsen

Leisnig

Überfall auf Zeitung: rechtsextremer Hintergrund möglich

Leisnig (DNN/dpa). Nach dem Überfall auf die Redaktion der "Döbelner Allgemeinen Zeitung" in Leisnig (Sachsen) schließt die Polizei einen rechtsextremen Hintergrund nicht aus. "Wir ermitteln in alle Richtungen, aber das könnte ein Ansatz sein", sagte ein Sprecher der Polizeidirektion Westsachsen. Konkrete Hinweise zum Täter gebe es aber noch nicht.

Ein Vermummter hatte am Mittwoch eine Axt gegen die Schaufensterscheibe des Büros geschleudert. Anschließend schlug er die Glasscheibe der Redaktionstür ein und zertrümmerte die Computertechnik (DNN berichteten). "Blanker Hass, blanke Dummheit, blanke Zerstörungswut", sagte der Sprecher. Dass der Täter möglicherweise aus dem rechten Millieu kommt, schließt die Polizei aus Vorfällen in Leisnig kurz vor der Attacke. In der Nacht zuvor habe das Auto eines bekannten Rechten in der Stadt gebrannt, zudem sei die Haustür eines Ex-NPD-Mannes beschädigt worden. Der Angriff auf das Zeitungsbüro könnte demnach eine Art Racheakt sein. Was allerdings die Zeitung damit direkt zu tun hat, "das ist eine gute Frage", meinte der Polizeisprecher.

LVZ

Vorfall vom 28. Dezember 2009 | LK Leipzig

Bad Lausick

In der Nacht von Sonnabend auf Sonntag versuchten drei Personen in ein Wohnhaus in Bad Lausick (Landkreis Leipzig) einzudringen. Sie traten laut Augenzeug_innen massiv und minutenlang gegen die Haustür, die dem aber stand hielt. Bei den Tätern handele es sich um orts- und polizeibekannte Neonazis. Nach dem gescheiterten Einbruchsversuch seien sie in eine Wohnung gegenüber dem angegriffenen Haus zurückgekehrt.

Die per Telefon alarmierte Polizei habe es erst nach über zwei Stunden zurückgerufen und sich erkundigt, ob es wieder ruhig sei. Die Hausbewohner_innen haben Anzeige erstattet. Auch das Landeskriminalamt/Soko Rex sei eingeschaltet worden, da sich Vorfälle dieser Art in letzter Zeit häufen. Im Polizeibericht der zuständigen Polizeidirektion Westsachsen taucht der Vorfall jedoch nicht auf.

In dem angegriffenen Wohnhaus befinden sich zwei Wohngemeinschaften, die im Fokus der örtlichen Neonazi-Szene stehen. Nach Angaben der Bewohner_innen zeigen Neonazis häufig Präzenz vor dem Haus, meist bleibe es aber bei Pöbeleien.

Chronik Le

Vorfall vom 27. Dezember 2009 | Vogtlandkreis

Plauen

Mitglieder der NPD stecken Flugblätter in dutzende Briefkästen. Unter der Überschrift "Denunziantentreff in Plauen eingerichtet", wird das Projekt "Kontaktstelle gegen Rechts" diffamiert.

MOVE. Kontaktstelle gegen Rechts

Vorfall vom 26. Dezember 2009 | Sächsische Schweiz-Osterzgebirge

Bannewitz

Hakenkreuze am Imbisswagen

Mit Nazi-Schmierereien wurde ein Döner-Imbisswagen an der Kreuzung B 170/Windbergstraße in Bannewitz zwischen Sonnabend und Sonntag beschmiert. Die unbekannten Täter hinterließen nach Polizeiangaben u.a. drei schwarze Hakenkreuze in der Größe von 1,40 macl 1,20 Meter. Außerdem zerschlugen sie ein Rücklicht an dem Wagen.

Sächsische Zeitung

Vorfall vom 23. Dezember 2009 | Stadt Leipzig

Leipzig

Katholische Kirche mit Hakenkreuzen und antikirchlichen Sprüchen beschmiert

Die katholische Kirche in der Emil-Fuchs-Straße im Rosental wurde in der Nacht zu Weihnachten mit Hakenkreuzen und antikirchlichen Sprüchen wie "Fuck Church" beschmiert. Die Schmierereien am Pfarrhaus und am Turm der Propsteikirche St. Trinitatis wurden in den Morgenstunden des 24. Dezember entdeckt. Propst Lothar Vierhock äußerte sich gegenüber der LVZ sehr erschüttert und bezeichnete den Vorfall als "unerklärliche Einzeltat". Pfarrer Gregor Giele bezeichnet es als bitter, dass dies in einem Viertel geschehen sei, in dem sich auch das jüdische Begegnungszentrum befindet. Die Polizei werde die Straftat verfolgen.

Chronik Le

Vorfall vom 22. Dezember 2009 | Mittelsachsen

Burgstädt

3 mal kurz hintereinander Scheibe an Parteibüro eingeworfen

Über die Weihnachtsfeiertage haben Unbekannte mehrfach Steine gegen ein Fenster des Parteibüros „Die Linke“ auf der Goethestraße geworfen. Bereits am 23.12.2009 wurde mit einem Stein die Fensterscheibe des Büros beschädigt und Sachschaden in Höhe von mehr als 100 Euro verursacht. Am ersten Weihnachtsfeiertag wurde wiederum ein Stein gegen das Fenster geworfen und die Scheibe zerschlagen. Am Sonntagnachmittag war dasselbe Fenster erneut das Ziel von Unbekannten. In der Zeit zwischen 16.00 Uhr und 17.45 Uhr warfen sie wieder einen Stein in die notdürftig reparierte Scheibe.

Die Kriminalpolizei hat die Ermittlungen aufgenommen und sucht Zeugen.

Polizei Sachsen

Vorfall vom 21. Dezember 2009 | LK Leipzig

Wurzen

Überfall auf Regionalexpress im Wurzener Bahnhof - Fahrgast und Lokführer verletzt

Vier maskierte Männer haben in der Nacht zum 23. Dezember im Wurzener Bahnhof auf einen jungen Mann eingeprügelt, der sich im Regionalexpress von Leipzig nach Dresden befand. Anscheinend handelte es sich um einen gezielten Überfall mit neonazistischem Hintergrund. Die vier Täter hatten auf dem Bahnsteig gewartet, als der Zug kurz nach Mitternacht in den Bahnhof einfuhr. Zwei der Männer blockierten die Türen des Zuges, so dass dieser nicht weiterfahren konnte. Die anderen beiden schlugen auf den 20-Jährigen ein und bedrohten ihn mit einem Küchenmesser. Als der hinzukommende Lokführer die Männer aufforderte, die Tür freizugeben, schlugen sie ihm eine Glasflasche auf den Kopf und bedrohten in ebenfalls mit dem Messer.

Die herbeigerufene Polizei nahm zwar die Fahnung nach den Tätern auf, konnte sie aber im Stadtgebiet nicht mehr auffinden. Die Platzwunde, die der Lokführer davon getragen hatte, musste im Wurzener Krankenhauses genäht werden, der überfallende Fahrgast wurde ambulant durch Rettungskräfte versorgt. Der Zug konnte erst nach einer Stunde Verspätung weiterfahren, da ein anderer Zugführer als Ersatz nach Wurzen gebracht werden musste.

Da die vier Schläger vor dem Überfall auch "rechte Parolen" von sich gegeben haben sollen, ermittelt mittlerweile auch die Soko REX des Landeskriminalamtes. Neben den zwei Geschädigten gab es noch zwei weitere Augenzeugen. Den Tätern werde gefährliche Körperverletzung und das Verwenden verfassungswidriger Symbole vorgeworfen, so eine Sprecherin des LKA in der LVZ. Zum Tatmotiv gebe es jedoch noch keinerlei Erkenntnisse.

Chronik Le

Vorfall vom 21. Dezember 2009 | LK Leipzig

Grimma

Noch ein Überfall auf Jugendliche in Grimma

Nur einen Tag nach einem Überfall auf einen 21-jährigen Punk in Grimma wurde dieser zusammen mit zwei Begleitern (18 und 15 Jahre) noch einmal angegriffen. Die drei jungen Leute liefen gegen 22 Uhr über den Volkshausplatz in Richtung Muldenbrücke, als neben ihnen ein Wagen (Ford K) hielt. Aus dem Auto stiegen mehrere Unbekannte aus, die zunächst eine Bierflasche auf die Gruppe warfen und dann auf die beiden Älteren einschlugen und eintraten. Sie wurden dadurch so schwer verletzt, dass sie ins Krankenhaus gebracht werden mussten. Der 15-Jährige konnte flüchten.

Die Polizei schließt eine politisch motivierte Tat nicht aus, auch Oberbürgermeister Matthias Berger (parteilos) geht von einer solchen Tat aus. Als Reaktion auf die Übergriffe soll im neuen Jahr ein Runder Tisch eingerichtet werden, um der "Verfestigung rechtsradikaler Strukturen in der Stadt" entgegen zu wirken. Dies hatten bereits einen Tag zuvor zwei junge Kommunalpolitiker gefordert.

Chronik Le

Vorfall vom 20. Dezember 2009 | Stadt Leipzig

Grimma

Überfall auf Punk in Grimma

In der Nacht zu Dienstag wurde eine 21-jähriger Punk in Grimma gegen Mitternacht von drei Unbekannten zusammengeschlagen, die ihm zuvor "Du blöde Zecke, scheiß Antifa" hinterhergerufen hatten. Als sie ihn in Höhe des Wallgrabens eingeholt hatten, schlugen und traten sie in der Gasse zwischen Ärztehaus und Sparkasse auf ihn ein, so dass er zahlreiche Prellungen und Quetschungen am Kopf davontrug. "Immer wieder traten sie mit Stiefeln auf mich ein", berichtete der Geschädigte. "Ich konnte meinen Kopf nur notdürftig mit meinen Unterarmen schützen." Er hat den Übergriff angezeigt, die Polizei sucht nun nach Zeugen.

Laut einer Pressemitteilung des Grimmaer Linke-Vorsitzenden Marcel Gürnth und von Tobias Burdukat (Bürger für Grimma) vom Förderverein für Jugendkultur und Zwischenmenschlichkeit, der als Mitglied der "Bürger für Grimma" auch im Stadtrat sitzt, handelte es sich nicht um den ersten Überfall auf den jungen Mann - allerdings um den der bisher brutalsten. Im August sei er während des Landtagswahlkampfes von NPD-Funktionären mit Reizgas angegriffen und zusammengeschlagen worden.

Laut Gürnth soll es am Montagabend in Grimma noch einen weiteren Übergriff von Rechten auf linke Jugendliche gegeben haben. Zusammen mit Burdukat forderte er, dass etwas gegen "die Zunahme rechter Bedrohungen und sich verfestigende rechtsradikaler Strukturen in Grimma" unternommen werden müsse.

Chronik Le

Vorfall vom 18. Dezember 2009 | Stadt Leipzig

Leipzig

Im Stadtteil Großzschocher wurde einem Jugendlichen sein Pullover mit der Aufschrift "good night white pride" abenommen und verbrannt. Der Täter begründete sein Vorgehen dadurch, dass ihn Linksextremisten stören.

Opferberatung Leipzig des RAA-Sachsen e.V